In „Lockruf Tanger“, dem ersten Hardcover-Band von „Der marokkanische Frühling“, schicken die Autoren Maurin Defrance und Fabien Nury zusammen mit den Zeichnern Fabien Bedouel und Merwan ein ungewöhnliches Duo ins Rennen: Den adeligen französischen Offizier Calixtus von Prampeand und den korsischen Kleinkriminellen Leon Matilo.
Nachdem sie den blutigen Wahnsinn in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs überlebt haben, schwören Calixtus und Leon einander, irgendwann als Piraten auf große Fahrt zu gehen. Und tatsächlich, eines Tages setzen sie ihren tollkühnen Plan in die Tat um und versuchen sich als Waffenschmuggler. Ehe sie sich’s versehen, landen sie jedoch prompt im nächsten Krieg – den Rifkrieg, den man auch als den vergessenen Krieg bezeichnet. Zwischen 1921 und 1926 kämpften die von Mohammed Abd al-Karim angeführten Berber gegen die Kolonialmächte Spanien und Frankreich. Die ins Unglück gesegelten Glücksritter Calixtus und Leon müssen sich für eine Seite entscheiden …
Krieg, Kneipen-Touren, zwielichtige Geschäfte, Abenteuer und ein Hauch „Lawrence von Arabien“: Die inhaltliche Mischung in „Lockruf Tanger“ funktioniert genauso gut wie das Artwork von Bedouel und Merwan, das den Kompromiss zwischen der klassisch-klaren Linie und zeitgenössischeren Einflüssen aus Animationsfilmen und internationalen Comic-Schulen sucht – und damit mühelos seinen Platz zwischen „LastMan“, „Petit“ und anderen modernen französischen Comic-Exporten findet.
Hier gibt es eine Leseprobe zum ersten von zwei Doppelbänden.
Maurin Defrance, Fabien Nury, Fabien Bedouel & Merwan: Der marokkanische Frühling Bd. 1: Lockruf Tanger. Schreiber & Leser, Hamburg 2016. 128 Seiten, € 24,80