Die Frankfurter Buchmesse hat gezeigt: Rechte Verlage und ihre ApologetInnen versuchen, den öffentlichen Raum zu erobern, notfalls auch mit Gewalt. Das Ziel ist die Normalisierung diverser Spielarten der Menschenfeindlichkeit. An den Folgediskussionen um die Tumulte in Frankfurt zeigt sich, dass diese Kalkulation partiell bereits erfolgreich ist: In den Medien dominiert die blauäugige Annahme, mit Rechten zu reden sei das Gebot der ersten Stunde. Als ob Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus, Homophobie, Antifeminismus usw. Positionen seien, deren Für und Wider sich in einer Diskussion behaupten müssten. So machen sich viele Journalisten und Medienvertreter zu geistigen Handlangern der Rechten, die genau wissen, dass man die öffentliche Wahrnehmung am nachhaltigsten steuert, indem man zunächst den Diskurs und seine Sprache besetzt. Um diesem Klima entgegenzutreten, wurde die Verlagskooperation #verlagegegenrechts gegründet. Dieses Aktionsbündnis hat eine Crowdfunding-Kampagne initiiert, um Geld für Aufklärungsmaterial, Vorträge, Lesungen und weitere Aktionen zu sammeln, die dann im Rahmen der Leipziger Buchmesse stattfinden werden. Bis Sonntag Nacht kann man die Kampagne noch unterstützen. Mit Reprodukt und dem Avant-Verlag sind auch zwei Comicverlage Teil der Initiative.
Das Statement des Aktionsbündnis:
„Wir, die unterzeichnenden Verlage, Initiativen und Einzelpersonen, stehen für eine offene Debatte, einen Streit um die richtigen Ideen, um die Gesellschaft voranzubringen. Wir treten für die Teilhabe möglichst vieler Menschen an Literatur, Kultur und Bildung ein. Dabei spielt es keine Rolle, welche Herkunft, Sprache, sexuelle Identität und Orientierung oder Religion jemand hat. Wir wehren uns gegen die Ausgrenzung von Menschen aus diesen Gründen in jeder Form – politisch, sozial oder kulturell.
In krassem Gegensatz zu solch einer grundsätzlich offenen Haltung stehen rechte Medien, die seit Jahren auf der Leipziger Buchmesse präsent sind. Gerade Compact als Sprachrohr von PEGIDA und insbesondere des rechten Flügels der AfD steht nicht für Freiheit – weder für die Freiheit der Menschen noch für die Freiheit der Worte. Rechte Medien hetzen gegen die Presse, verbreiten Verschwörungsmythen und treten offen rassistisch, frauenverachtend und homofeindlich auf. Ihre Positionen sind keine Diskussionsbeiträge, denn an einem Austausch sind sie nicht interessiert. Sie sind die Scharfmacher*innen, in deren Windschatten sich Gewalttäter*innen bewegen. Die Zunahme der Angriffe gegen Geflüchtete und deren Unterkünfte in Deutschland sowie gegen Menschen, die optisch vermeintlich keine „Deutschen“ sind, ist ein Beleg dafür.
Wir werden diesen Zustand nicht ohne Protest hinnehmen. Wir fordern die Leipziger Buchmesse auf, aus den verbalen Bekenntnissen zu demokratischen Grundsätzen Konsequenzen zu ziehen und Raum für Meinungsfreiheit zu bieten. Die Buchmesse ist ein Ort, an dem Buchverlage sowie Medien aller Gattungen und Besucher*innen zusammentreffen und miteinander in Austausch treten, politisch und kulturell. Wir wollen in die Diskussion gehen, möchten auf der Buchmesse über rechte Hetze und Diskriminierung sprechen. Wir laden Verlage, Autor*innen, Journalist*innen und Besucher*innen der Leipziger Buchmesse dazu ein, unter dem Motto #verlagegegenrechts Position zu beziehen. Wir nehmen die Präsenz völkischer, nationalistischer und antifeministischer Verlage nicht wort- und tatenlos hin. Und werden wie in den letzten Jahren Protest organisieren, wo immer wir auf sie treffen.“