Schöne neue Zombie-Welt

Denkt man an Zombies, dann denkt man auch sofort an „The Walking Dead“. Robert Kirkmans Comic ist die Sperrspitze dieser Welle an neuen Zombie-Stoffen, die im Kino losgetreten wurde, nun aber auch die Comics erreicht hat. Denn so erfolgreich „The Walking Dead“ ist, so wenig ist es der einzige nennenswerte Genre-Beitrag. Besonders aus Frankreich kommen in den letzten Jahren einige interessante Untoten-Comics.

zombies_01_cover_2Zombies“ (Splitter) ist eine Serie von Autor Olivier Peru, der mit den Zeichnern Lucio Alberto Leoni und Sophian Cholet zusammenarbeitet. Die Nullnummer erzählt die Vorgeschichte – mit einem Schauspieler, der durch Zombie-Filme bekannt wurde (die erste Seite erinnert gleich an eine Verfilmung von „The Walking Dead“) und nun inmitten einer beginnenden Zombie-Apokalypse das sein muss, was er ansonsten spielt. Aber er ist eben auch nur ein Mensch. Mit Stärken und Schwächen. Die letzte Zeit ist darum niederschmetternd, weil sein Überlebenswille alles definiert hat.

Peru setzt ähnliche Akzente wie Kirkman. Er nutzt die Zombies als Katalysator, erzählt aber eigentlich Geschichten über Menschen. Die ersten drei Bände der Reihe bilden einen in sich geschlossenen Zyklus, der einige Zeit später spielt und neue Figuren etabliert, aber auch den Schauspieler Serge wieder einbringt. Es ist eine geradezu klassische Geschichte, aber auch eine, die eigene Wege geht, wenn erzählt wird, dass manche Menschen gegen Zombie-Bisse immun sind.

zombies_nechronologien_02_coverNeu gestartet ist nun der zweite Zyklus mit dem vierten Band, der vom Wiederaufbau einer Art von Zivilisation, aber auch von den Stolpersteinen (Stichwort: Sekte) erzählt – und ein paar üble Ideen hat. So etwa, dass ein Mensch sich von Zombies ernähren kann.

Die Serie war derart erfolgreich, dass mit „Zombies Nechronologien“ (Splitter) ein Ableger produziert wurde, der von Peru geschrieben und von verschiedenen Zeichnern umgesetzt wird. Hier werden in sich abgeschlossene Geschichten erzählt, bei denen das menschliche Element das Tragende ist. Denn erschreckender als jeder Zombie ist eben nur der Mensch.

 

Die Nacht

 

nacht_lebenden_toten_02Auch aus Frankreich kommt Jean-Luc Istins „Die Nacht der lebenden Toten“ (Splitter). Der Titel ist ein Klassiker und geht auf George A. Romeros Film aus dem Jahr 1968 zurück. Angekündigt als eine Art Neuinterpretation ist es doch eine gänzlich eigenständige Geschichte, die insofern Ähnlichkeiten hat, als dass die Protagonisten in einem Hotel Zuflucht suchen und die Gefahr dort nicht nur von außen, sondern auch von innen droht.

Die Geschichte spielt nicht in Frankreich. Es ist ein amerikanisches Setting, damit aber auch eine vertane Chance, hätte man doch tatsächlich eine Art Parallelgeschichte zum Romero-Film bieten und zeigen können, was in anderen Ländern passierte.

Bislang sind zwei Bände erschienen. Im Finale des zweiten, „Mandys Dämonen“, gibt es dann noch eine Überraschung: Eine der neuen Hauptfiguren sieht wie Liam Neeson aus. Angelegt ist die Geschichte auf drei Bände.

 

Todesengel

 

alice_matheson_03_seite_01Istin hat mit „Alice Matheson“ (Splitter) noch eine weitere Zombie-Serie am Start. Der erste Band ist jüngst erschienen, fünf weitere folgen noch. Auch hier geht es um den Ausbruch der Zombie-Seuche, ungewöhnlich ist jedoch die Hauptfigur: Alice Matheson ist eine emotional kalte, soziopathische Krankenschwester, die Todkranke tötet, weil sie sich an deren Sterben weidet. Doch dann kehrt eines ihrer Opfer zurück.

Es ist ein interessanter Ansatz, weil der Leser gezwungen ist, sich mit einer amoralischen Figur zu identifizieren. Alice ist, wenn man so will, die wahre wandelnde Tote, die sich wie die Zombies an ihren Opfern labt.

 

Weitere Zombie-Horden

 

dietotencover3Das sind momentan die Premium-Serien aus Frankreich, aber auch in Deutschland gibt es mit der Zwerchfell-Produktion „Die Toten“ eine eigene Serie, in der deutsche Geschichten von der Zombie-Apokalypse erzählt werden. Zahlreiche deutsche Autoren und Künstler bringen sich hier ein und erzählen sehr unterschiedliche Geschichten, die davon profitieren, dass eine deutsche Sensibilität eingebracht wird.

Aus den USA kommt eher plakative Zombie-Kost. Da ist einerseits George A. Romeros eigene Serie „Empire of the Dead“ (Panini), die in drei Bänden von einer apokalyptischen Welt berichtet, in der Vampire herrschen und der Zombie-Plage Herr werden wollen. Und dann gibt es noch Max Brooks‘ „Extinction Parade“, das in eine ähnliche Richtung geht und ebenfalls vom Krieg der Vampire gegen die Zombies erzählt, während die Menschen zwischen den Fronten aufgerieben werden.

Hierzulande noch gar nicht ausgewertet wurden die unterschiedlichen Serien des Verlags Double Take, der inoffizielle Fortsetzungen zu „Night of the Living Dead“ produziert – aber die werden auch nicht mehr kommen, da Double Take mangels Erfolg sein Programm eingestampft hat.

Die europäische und die amerikanische Sensibilität sind dabei sehr unterschiedlich, zusammen ergeben sie jedoch das Bild einer Welt, in der die Zombies herrschen – sehr zum Vergnügen der Leser.